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Begeisterndes „Gustav-Mahler-Ensemble" in Wernberg
Wernberg-Köblitz. Zu einem wahrhaft teuflischen Konzert hatte das junge „Kulturforum Wernberg-Köblitz" am Sonntag zu einer „Nacht der Melodramen" ins postmoderne Seminarhaus der Burg geladen: Teufel trieben ihr dämonisches Unwesen von den geforderten Spieltechniken bis in die Handlungen der zeitgenössischen Werke hinein und faszinierten 300 Besucher mit einem ungeheuren Reichtum an außergewöhnlichen Klangfarben. Als hochkarätige Interpreten war das „Gustav-Mahler-Ensemble" aus Wien zu Gast, unter Leitung des Pianisten Alexej Kornienko und der Violinistin Elena Denisova, sowie Sprecher Gerhard Lehner vom „Theaterstudio Klagenfurter Ensemble".
Als teuflisch gute Geigerin und brillante Technikerin bestätigte sich die in der Region beliebte und bestens bekannte Violinistin Elena Denisova. Geradezu genial führte das Einleitungswerk, die berühmt-berüchtigte „Teufelstriller-Sonate" von Giuseppe Tartini in die Musikfolge ein: begleitet von Grigorj Alnmjan am Cello und Alexej Kornienko am Cembalo nutzte die Meistergeigerin das Werk (welches der Teufel selbst dem Komponisten im Jahr 1713 vorgespielt haben soll) zur gekonnten Selbstdarstellung: das breite Larghetto dient nur als spannungsgeladene Ruhe vor dem Sturm, der dann durch rasantes Tempo, offene Quinten, scharf-dissonante Doppel und Mehrfachgriffe, sowie die charakteristischen Triller losbricht. Den Schlußteil krönte Elena Denisova zusammen mit ihrem Francesco Ruggeri-Instrument aus dem 17. Jahrhundert durch eine atemberaubende Kadenz des österreichischen Violinisten Fritz Kreisler.
Durch seinen doppelten regionalen Bezug markierte das mundartliche Melodram „Der Schmied von Mitterteich" den künstlerischen Schwerpunkt des Abends. Die Komposition des Wernbergers und Kulturforums-Vorsitzenden Helmut Burkhardt, beruht auf einer Volksfabel aus dem Bayerischen Wald, die von dem Tirschenreuther Sprachforscher Johann Andreas Schmeller im 18. Jahrhundert festgehalten worden war, und erfuhr nun nach ihrer Uraufführung 1995 die zweite Wiedergabe: schauspielerisch äußerst präsent und mit mitreißendem Temperament interpretierte Sprecher Gerhard Lehner die verschiedenen Rollen der amüsanten und humorvollen Handlung, die unwillkürlich an den „Brandner Kaspar" erinnert.
Alexej Kornienko dirigierte fünf Stimmen durch die anspruchsvollen, an die Grenzen des Spielbaren gehenden Notationen: neben Violine und Cello, bereicherten Quer- und Piccoloflöte (Lorenz Piehler), Klarinette (Wolfgang Seidl), und ein Akkordeon, das von Roman Pechmann durch Schläge auf den Balg auch rhythmisch eingesetzt wurde, die außergewöhnlichen Klangfarben und Höreindrücke der fesselnden Darbietung. Starkes Lokalkolorit, urwüchsige Kraft und Bodenständigkeit werden besonders durch die Einarbeitung dreier Oberpfälzer Sauflieder (z.B. „Rinn Böial, rinn") unterstrichen. Komponist Burkhardt gelingt es auf bewunderungswürdige Weise mit großer schöpferischer Kraft geistig musikalische Höhenflüge mit den prägenden Elementen seiner Heimat zu verbinden. Das Publikum nahm das Werk wach und lebendig auf.
Edle Harmonie schenkte Georg Friedrich Händels „Triosonate in g-moll", welche barocke Ruhe und Ausgeglichenheit verbreitete, und der Violine klangschönen Gesang erlaubte. Doch anschließend brachten Violine, Klarinette, Klavier und Sprecher Gerhard Lehner durch die verkürzte Fassung von Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten" erneut den Teufel ins moderne musikalische Spiel. Während der Wanderschaft eines Soldaten treibt der Satan ein böses „Katz- und Mausspiel" und holt sich sein Opfer, das nicht über bayerische Bauernschläue verfügt, am Ende doch. Lebhafte Ovationen dankten den Interpreten und dem Komponisten für die starken Eindrücke der fesselnden musikalischen Teufeleien.