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Elena Denisova, Violine, und der Pianist Alexei Kornienko: Verständigung ohne viel Aufhebens
Fronberg. „West-östlicher Walzer" heißt die Zugabe, die Geigerin Elena Denisova und der Pianist Alexei Kornienko den Schwandorfern noch spendierten. Und in diesem einen Werk des österreichischen Komponisten Dieter Kaufmann, einem Kombipack aus - huch! - russisch-emotionalem Überschwang, leichtläufigem Wiener Schmäh und kärntnerisch-deftigen Polka-Einschüben blitzte nochmals die gesamte künstlerische Bandbreite der beiden Virtuosen auf, die sie schon zuvor bei ihrem Konzert am Samstag in der Kebbelvilla unter Beweis gestellt hatten.
Alexei Kornienko tat gut daran, den Abend solo zu eröffnen, mit den „Quatre impromptus" von Franz Schubert: Alleine vor dem Publikum im Balkenzimmer, konnte der Moskauer Pianist die vier Charakterstücke nutzen als „Spielwiese" für sein kraftvolles, raumfüllendes Spiel. An den Klavierhocker gebunden, hätte ihm nämlich anschließend die Violinistin Elena Denisova beinahe die Show gestohlen: Eben noch dem Publikums freundlich zulächelnd, bewegt sie sich während des Spiel wie eine Florettfechterin: mal im Takt tänzelnd, mal mit wiegenden Schritten, öfters aber energisch aufstampfend, die kompliziertesten Läufe, dabei die verzwicktesten Griffe mit weit aufgerissenen Augen immer fest im Blick.
Beide, Denisova und Kornienko, schenkten sich nichts in Temperament und Ausdruckskraft, wenngleich die Violine zumindest bei der „Sonate op. 108 d-Moll" von Johannes Brahms an den Piano-Stellen fast ein wenig ins Hintertreffen geriet, in den Klang-Schatten von Alexei Kornienko. Abgesehen davon erstaunte die wort- und fast auch blicklose Verständigung zwischen beiden Künstlern, die ansonsten auch konzertant zusammenarbeiten: Kornienko wirkt nicht nur als Pianist, sondern hat sich auch als Dirigent einen Namen gemacht.
Am meisten beeindruckte das Neben- und Miteinander der beiden bei Sergei Prokofievs „Sonate Nr. 1 op. 80 f-moll" - aber vielleicht entsteht solch ein Eindruck auch nur, weil die beiden vorherigen Stücke zeitgenössischer Künstler aufs erste Hören nicht so eingängig sind. Um so anspruchsvoller die Interpretation des „Rondos" von Michael Zajonc, 1993 uraufgeführt, und von „senza", einem „Gedicht", das Helmut Burkhardt eigens für Elena Denisova komponiert hat. Mit konzentriertem Blick verfolgte Burkhardt selbst die Aufführung in der Kebbelvilla - Entspannung erst, als die letzten Klänge dieses eigenwilligen, metrisch und technisch schwierigen Stückes verklingen.