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Elena Denisova und Alexei Kornienko mit Neufassung von Burkhardts „Sternbilder"-Zyklus auf Burg Wernberg
Wernberg-Köblitz. Die erste Spielanweisung in den Noten heißt „geheimnisvoll", und sie prägt innerlich jede Facette des mehrsätzigen Werkes. Ruhelos huschen die Töne vorüber, immer in Bewegung, erzeugen in ständig neuen Klangkombinationen Spannung, fügen die musikalischen Eindrücke als Feuerwerk von Ideen zusammen.
Als eine derart verdichtete Komposition präsentierte sich die Neufassung des „Zyklus Sternbilder für Violine und Klavier" von Helmut Burkhardt den zahlreich erschienenen Gästen am Sonntag im Fürstensaal von Burg Wernberg. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass dieses Opus einmal für Klavier allein gedacht war, denn beide Interpreten waren vollauf damit beschäftigt, das flirrend Riesenhafte und eigentlich Unbegreifliche des Universums ihren Zuhörern per Klanggestalt näher zu bringen.
Am Anfang ein Urknall
Das beginnt mit dem aufwühlenden Urknall. Das „Formieren der Sternbilder" geschieht dann in flimmernden Tonkaskaden. Sie erreichen in der Katastrophe einer Supernova einen ersten Höhepunkt. In raschen Tonfolgen deuten Geige und Klavier die sich formierende Materie und im weiteren Verlauf das Wunder der gesamten Schöpfung an.
So werden die vier Sternbilder Orion, Zwillinge, Jungfrau und Adler zum Symbol des Lebens in unserer Welt und der Position unserer Welt im gesamten Universum. Dass Elena Denisova (Violine) und Alexei Kornienko (Klavier) stets überzeugend diese Sinngebung vermittelten, quittierten die Anwesenden mit langanhaltendem Beifall. Eingerahmt wurde dieses Riesenwerk von Joseph Haydns Violinsonate Nr. 2 D-dur, nach der Klaviersonate Hob. XI/24. Auch hier bekommt die hinzu komponierte Streicherstimme dem ursprünglichen Werk sehr gut, es gewinnt dadurch ein breiteres Klangbild - noch dazu in der feurigen, spielfreudigen Darstellung Denisovas und dem nur manchmal stark das Forte betonenden Begleitung Kornienkos. Nach der Pause ein absolutes Juwel der Kammermusik: die Violinsonate Nr. 9 A-dur op. 47 von Ludwig van Beethoven, die „Kreutzersonate". Eine Konzertsonate reinster Prägung, die Virtuosität ebenso wie Leidenschaftlichkeit in der Gestaltung verlangt.
Atemloses Presto
Schon die hinreißenden Anfangsakkorde der Geige von Elena Denisova überstiegen jede Idee von Hausmusik, und der Sturmlauf des Presto-Satzes setzte den festlichen Charakter fort. Die Variationen des langsamen Mittelsatzes wurden trotz aller technischen Finessen von beiden Instrumentalisten innig gestaltet, das Presto des Finales rauschte schließlich atemlos jagend vorüber. Ein besonderer Hörgenuss!
Und als ob das noch nicht genügte, ließen sich die beiden Künstler nicht lange bitten, sondern spielten als Zugabe „Introduktion und Rondo capriccioso" op. 28 von Camille SaintSaens, ein spätromantisches Virtuosenstück, das von der Geige einen elegischen Beginn, ein schmissigmelodienreiches Rondo und ein perpetuum mobile als Schluss verlangt. Natürlich wurde auch dieses Werk nicht nur virtuos, sondern auch musikalisch tadellos von beiden Künstlern gestaltet.