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Max-Reger-Tage bieten mit Percussion-Esemble der Musikhochschule Würzburg einen Abend neuer Musik
Weiden. Mit der neuen Dimension eines dreistündigen, rein autonomen Schlagzeugkonzertes beendeten die fünften Max-Reger-Tage am Donnerstag ihre Saison in Weiden. 160 Zuhörer erlebten bei der vom Medienhaus „Der neue Tag" unterstützten Veranstaltung im Schlörsaal den Brückenschlag vom Avantgardisten seiner Zeit Max Reger zu drei Vertretern der Kompositions-Avantgardisten heute in der Oberpfalz.
Jeff Beer, Helmut Burkhardt und Helmut Friedrich Fenzl präsentierten dem Publikum in der riesigen Schlagzeug-Landschaft mit 250 Instrumenten gleich drei klangfarbig unendlich reiche und phantasievolle Uraufführungen: den „Quadrolog", das „Percussionoktett" und „La Batteria". Hervorragende Interpreten des einzigartigen Programms waren das international besetzte, vitale und disziplinierte dreizehnköpfige Percussion-Ensemble der Musikhochschule Würzburg sowie das Residenz Quartett Würzburg, alle unter Leitung von Professor Mark Christopher Lutz.
Eingebettet waren die drei Uraufführungen in das bahnbrechende Schlüsselwerk der „Ionisation" (1931) von Edgar Varese für dreizehn Schlagzeuger, samt Klavier und zwei Sirenen, sowie in die archaisch an Urwaldtrommeln eines wilden Naturvolks erinnernde „Third Construction" von John Cage, bei der die Klangwelt durch Congas, eine geblasene Muschel und die klappernden Zähne eines Schweine-Unterkiefers bereichert wurde. Harmonisch fließende, warme Klänge bestimmten das lebhafte Marimba-Quartett „Omphalo Centric Lecture" des Australiers Nigel Westlake.
Das dreisätzige „La Batteria" (2001) für zehn. Schlagwerke vom Weidener und Wahl-Berliner Helmut Friedrich Fenzl (50) eröffnete den Abend und folgte formal klassischen Vorbildern, ging aber die Klangwege der Gegenwart: Interessante Hörerlebnisse bestimmten die reihigen „Metren" und „Melodien" der ersten beiden Sätze, bis sich zum Finale der „Rituale" eine ungeheure Spannung aufbaute, mit der sich Fenzl wieder als intelligenter Tondichter auf Höhe der Zeit zeigte.
Dass es keine Provinz gibt, bewies der Wernberger Helmut Burkhardt: Als 28-jähriger Student in Wichita/ USA bei Walter Mays hatte er sein einsätziges „Percussionoktett" geschaffen das er nur für den Abend mit der Reife eines 41-Jährigen überarbeitet hatte: Als einziger Nicht-Schlagzeuger unter den drei anwesenden Komponisten behauptete sich der Pianist durch einen sehr sinnlichen, lebendigen, einfallsreichen und humorvollen Beitrag, zu dessen Klimax eine Trillerpfeife, vergeblich wie ein überforderter Verkehrspolizist, versuchte, Ordnung ins Chaos der Töne zu bringen.
Nichts Irdisches hatte die Neuschöpfung des Mitterteicher Bildhauers, Malers und Tondichters Jeff Beer an sich, die erst wenige Stunden vor Konzertbeginn ihre Endfassung erhalten hatte. Aus himmelweiter Ferne, aus dem Kosmos, näherte sich der „Quadrolog" des 51-Jährigen, das Gespräch für vier Schlagwerker, und entfernte sich nach einer intensiven Begegnung von zwölf Sätzen auch wieder ins All: das ungeheure Instrumentarium, das in Rahmen aufgehängt bei Jeff Beer immer eine regelrechte Schlagwerkarchitektur bildet und von den Musikern ähnlich Tänzern nach einer Choreografie bedient wird.
Klingende Triangel, ruppige Sägeblätter, Federn, ein ganzer Satz Bronzescheiben, Gongs und Tam-tams boten, nicht nur geschlagen, sondern durch die Schlägel oft nur sanft berührt, ein ungeheuer weites, plastisches Klangraum-Erlebnis mit metallischem Flirren, ohne scharfe Spitzen, sondern auf tragenden Flächen. Und die eigenen Trommelfelle in den Ohren? Nicht traktiert, nicht strapaziert, hatten sie den spannenden Konzertabend ohne befürchtete Kraftmeiereien richtig genießen können - viel Applaus und "Bravo"-Rufe. Mit einem dreistündigen Schlagzeugkonzert mit 250 Instrumenten, 13 Musikern, das zudem drei Uraufführungen von den drei Oberpfälzer Komponisten Helmut F. Fenzl, Helmut Burkhardt und Jeff Beer enthielt, setzten die Max-Reger-Tage am Donnerstag in Weiden den Schlussakkord. Bild: apz