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Helmut Burkhardt. ist ein Künstler, der sich die Selbstdarstellung in den Medien bisher kaum gestattet hat. Er ist noch eines der verborgenen Talente unter den zeitgenössischen jungen Komponisten. Das könnte sich jedoch demnächst ändern. Aufgrund der Empfehlung von Franz Hummel, einem der bedeutenden zeitgenössischen deutschen Komponisten, erhielt er vom Audi-Kulturfonds den Auftrag für ein Kammermusikwerk. Daraufhin entstand sein Klavierquintett, das nur im Rahmen der „Sommerkonzerte zwischen Donau und Altmühl" aufgeführt und vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet wird.
Frage: Welche Bedeutung spielen Auftragswerke für die Karriere eines jungen Komponisten wie Sie?
Burkhardt: Zunächst einmal sind Aufträge eine notwendige materielle Grundlage für einen Komponisten, der sich zum Ziel gesetzt hat, irgendwann einmal von seinen Kompositionen zu leben. Ich denke, daß das für mich auch eine sehr gute Chance ist, meine Werke in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Da ich nicht zu den Jüngern einer der eingefahrenen zeitgenössischer Kompositionsschulen, wie zum Beispiel der von Henze oder Stockhausen, zähle, ist es schwieriger für mich, öffentlich aufgeführt zu werden. Aber, wenn man gut ist oder wenn man gute Stücke macht, dann wird man sich auch durchsetzen. Ohne Beziehungen geht es jedoch scheinbar nicht. Deswegen bin ich auch Franz Hummel sehr dankbar, denn der Kompositionsauftrag erging aufgrund seiner Empfehlung an mich.
Frage: Sie hatten bisher Uraufführungen bei Festivals Neuer Musik in Wichita, Buffalo (beides USA) und Salzburg. Wie kann man als junger Komponist außerdem auf sich aufmerksam machen?
Burkhardt: Beziehungen sind ziemlich entscheidend. Es gibt Kollegen, die von Anfang an schauen. daß sie die richtigen Leute kennen. Ich bin von Natur aus ein Mensch, der sich niemandem aufdrängt und immer wieder nachhakt. Man muß Stücke schreiben, die außergewöhnlich sind, die etwas Neues anstoßen. Ich denke, daß ich meinen ganz persönlichen Stil gefunden habe, ohne Traditionen zu negieren. Ich habe bisher hauptsächlich Instrumentalmusik geschrieben, wie zum Beispiel meine Cellosonate, das Combattimento für Percussion Ensemble, Klavier, Celesta und E-Baß oder mein Werk für Marimba Solo. Meine Musik ist ziemlich virtuos, experimentiert teilweise mit neuen Spieltechniken und ist für das Instrument geschrieben.
Frage: Beschreiben Sie uns kurz Ihren künstlerischen Werdegang.
Burkhardt: Ich bin 1961 in Wernberg in der Oberpfalz geboren und habe nach ersten Studien am Richard-Strauss-Konservatorium in München (Klavier, Cembalo, Komposition) eine Ausbildung an der Wichita State University in USA (Master of Composition) fortgesetzt. Daneben habe ich an Workshops für neue Musik in June und Buffalo (USA) sowie in Bad Ischl teilgenommen. Momentan lebe ich vom Unterricht an einer Musikschule.
Frage: Was bedeutet es für Sie, zu komponieren?
Burkhardt: Das Komponieren war immer das, was mich am meisten interessiert hat. Mein erstes Werk war für vier Querflöten und fand bei meinen Lehrern Gefallen. Das hat mich natürlich motiviert, weiterzumachen. Ich würde mich aber eher als typischen Spätentwickler bezeichnen. Meiner Ansicht nach habe ich erst während meiner Ausbildung in Amerika angefangen, gute Musik zu schreiben. Durch meinen verehrten Kompositionslehrer, Walter Mays, bekam ich ein neues und fundiertes Bewusstsein für zeitgenössische Musikströmungen sowie Verständnis für die europäischen Traditionen. Außerdem begann ich, mich für die spezifisch amerikanische Musikkultur zu interessieren. Die Landschaft und kulturellen Leistungen dieses Landes haben einen tiefen Eindruck in mir hinterlassen.
Frage: Welche Gedanken bewegten Sie beim Komponieren Ihres Klavierquintetts?
Burkhardt: Das Klavierquintett besteht aus vier unterschiedlichen Teilen, die in der Form einer einsätzigen Sonate gehalten sind. Es ist ein euphorisches Werk, der Versuch einer Synthese in meinem bisherigen Schaffen. Deswegen habe ich ein Gebet aus Afrika, „Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel" als Motto vorangestellt. In diesem Gebet scheint mir das Gefühl der Freude, das ich während des Komponierens hatte, treffend ausgedrückt. Das Stück ist auch ein langes Jubilieren und Ausdruck meiner Dankbarkeit an den Schöpfer. Ich bin ein Künstler, dessen Feuer eher innerlich lodert. Vermutlich lebe ich meine inneren Zustände am eindringlichsten über meine Kompositionen aus. Ich glaube, daß dies bei der Uraufführung meines Klavierquintetts für meine Zuhörer auch verständlich wird.
Zusatz der Redaktion: Die Uraufführung findet am 3. Juli um 18 Uhr innerhalb eines Konzertes der Sommerkonzerte in Schloß Leitheim statt. Die Interpreten sind das Nomos-Quartett und Matthias Kirschnereit am Klavier. Das Gespräch mit Helmut Burkhardt führte S. Eisenberg.