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„A Jazz Sonata" im Fürstensaal der Burg: Hornist Wolfgang Gaag und Pianist Helmut Burkhardt beim Kulturforum Wernberg-Köblitz
Wernberg-Köblitz. Der zweifelsfreie Höhepunkt des Abends kam erst nach der Pause: die Uraufführung von Helmut Burkhardts Sonate für Horn und Klavier mit dem Untertitel „A Jazz Sonata", geschrieben in den Jahren 2005 bis 2009. Alle Themen der vier Sätze swingen nicht nur, ihr Rhythmus ist auch scharf bemessen. Das gilt für den moderaten Anfangssatz ebenso wie für das folgende Largo, in dem Horn-Glissandi und Klavier-Akkorde, die durch Zupfen an den Klaviersaiten hervorgerufen werden, ein besonderes Klangerlebnis hervorrufen.
Das rasche, spielfreudige Scherzo bietet dem Horn ein sehr bewegtes Thema, im Mittelteil dafür eine breite Kantilene, die von Klavier unterlegend rhythmisiert wird. Das Finale schließlich pointiert die schon früher aufgetretenen Gefühle: Beide Stimmen ergänzen sich in langen Tönen (Horn) und dazu auferlegten AkkordKetten (Klavier), die in einer Stretta münden, in der beide Instrumente immer schneller Melodien und Begleitfiguren gestalten. Ein sehr vielschichtiges Werk, dessen Bedeutung man so schnell gar nicht bis in die letzten Verästelungen erfassen kann.
Vielseitige Literatur
Ein bunt gemischtes Programm zeigte den Burgbesuchern am Sonntagabend aber auch vor und nach dieser Uraufführung, wie vielseitig die Literatur für das Blasinstrument Horn und wie groß die Spannbreite seiner Tonentfaltung ist.
Mozarts vier Hornkonzerte stellen einen Höhepunkt dieser Gattung dar: Mozarts 4. Konzert Es-Dur KV 495 leitete nicht nur das Konzert ein, es prägte in der abwechslungsreichen Spielweise des Hornisten und der aufmerksamen Begleitung des Pianisten das Niveau des Abends.
Wolfgang Gaag setzte von Anfang an mit weichen, ebenso wie mit kernigen Tönen feine Akzente - sei es der frische Kopfsatz, die sehnsuchtsvolle Romanze oder das tänzerisch rasche Finale. Helmut Burkhardt war unnachgiebig gegenüber den Tücken des mozartschen Klavierauszuges. Eine weitere „Romance" folgte, nämlich das op. 36 von Camille Saint-Saens. Beide Künstlern gestalteten sie gleichermaßen einfühlsam und filigran - so sehr, dass die Zuhörer erst nach Gaags trockenem „das war's" zu klatschen begannen. Burkhardt spielte anschließend seine „Meditation über Orion" für Klavier solo: Minimalistische Passagen stehen neben jagenden Läufen, dissonanten Akkorden und bedeutungsschweren Einzeltönen. Der abstrakte Eindruck von Sphären unendlicher Weite stellt sich - auch in der packenden Spielweise des Komponisten - zwingend ein. Schließlich ein Stück für Solo-Horn: „Laudatio" von Bernhard Krol besticht durch klare Tonsequenzen, die den farbigen Klang des Instruments voll zur Entfaltung bringen.
Mit Volker David Kirchners „Lamento" aus „Tre Poemi" und „En Foret" op. 40 von Eugene Bozza klang der Konzertabend elegisch wie kapriziös aus. Als Zugabe kam das „Scherzino" (1899) für Horn und Klavier, das einzige Originalstück Max Regers für dieses Instrument. Das Publikum zollte dem Können der beiden Künstler mit Recht großen, ehrlichen Beifall.