Presse
Viele namhafte Künstler bei der Kammermusik-Nacht des Sinfonischen Sommers Riedenburg
Riedenburg. Englisch als Textgrundlage spätromantischer Lieder klingt für deutsche Ohren recht ungewohnt - aber nur anfänglich, dann beeindruckt die tief sinnige Tonsprache des jung im Ersten Weltkrieg gefallenen Georg Butterworth gleichermaßen wie die faszinierende Vortragsweise der Künstler Julian Tovey, Bariton, und Bartholomew Berzonsky, Klavier.
Der fünfte Abend des Sinfonischen Sommers in Riedenburg enthielt noch mehr solcher musikalischer Raritäten. So drei Tänze von Alberto Ginastera, die in hurtiger, elegischer und rasanter Manier erklangen, fein abgetönt von Carmen Piazzini am Klavier. Oder Barbara Buhofer, Sopran, die in Liedern von Josef Marx, einem stilistischen Zeitgenossen von Richard Strauß und Hugo Wolf, überzeugte. Ferner Wolfgang Meyer, Klarinette, der atemberaubend die höchstvirtuosen Passagen des „Carnivale di Venezia" von Alamiro Giamperi dahinfegte.
Die Veranstaltung trug den Titel „Kammermusik-Marathon", umfasste vier Musikblöcke, unterteilt durch drei halbstündige Pausen, begann um 19.30 Uhr und endete um 2.30 Uhr in der Frühe. Immerhin gehörte dazu auch die berühmte ..Frühlingssonate" op. 24 von Ludwig von Beethoven, hinreißend interpretiert von Polina Seduch, Violine, und Elena Djaková, Klavier. Aber ebenso die „partita für Violine solo" von Susan Oswell, deren intellektuelle Tonarchitektur man ebenso bewundern durfte wie das makellose Spiel von Elena Denisová.
..La Valse" von Maurice Ravel ist normalerweise eine Walzerorgie für großes Orchester. In Riedenburg erklang die Fassung für zwei Klaviere, in der die Strukturen des Werkes durch das Spiel von Silvia Fischer und Masako Sakai glasklar und rhythmisch präzise durchdacht herausgearbeitet wurde. José Oberauer, Tenor, reicherte das Programm mit einer Facette des Schaffens von Benjamin Britten an: Er sang ergreifend dessen ..Folksong Arrangements", sensibel begleitet von Peter Ewaldt am Klavier.
Aus dem letzten Teil des Kammermusikabends ist die Uraufführung von zwei neuen Sätzen aus dem Zyklus „Sternbilder" des Oberpfälzer Komponisten Helmut Burkhardt besonders erwähnenswert. Höchste Flageoletts auf der Geige deuten den geheimnisvollen Beginn des„ Orion" an. Eine große Melodieführung bewegt sich über Klavierakkorden, die sich von filigraner Behutsamkeit zu machtvoller Fülle steigern. Dann übernimmt das Klavier die Melodie, mit Pizzicati und Tonleitern der Geige bis in höchste Lagen. Dort schließlich wieder Flageoletts wie zu Beginn - der Kreis hat sich geschlossen!
„Gemini" spielt mit Tonfolgen von einem Ausgangspunkt aus, unterbricht sie, schaltete Akkorde ein, die in immer neuer Art zerlegt werden und verklingt im leisesten Pianissimo in der allerhöchsten Geigenlage. Elena Denisová, Violine, und Petras Genuisas, Klavier, zeigten einmal mehr stupende Technik und boten gleichermaßen feinsten Kunstgenuss. Beide wurden ebenso wie Burkhardt mit viel Beifall bedacht.
Drei Mal lockerten Annette Mayer, Sopran, und Bartholomew Berzonsky, Klavier, den Ernst des Abends durch Chansons auf: Ob es nun eine Verballhornung von Konzertbesuchern auf die Melodie der „Kleinen Nachtmusik" von Mozart war, oder das Lob des „Neandertalers" als echten Mann oder gar Georg Kreisler mit „Zwei alte Tanten tanzen Tango"- jedes Mal war ihnen wegen ihrer faszinierenden Darbietung ein Sonderbeifall sicher. Damit klang ein Abend aus, dem man den „Marathon"-Charakter des interessanten Programms und der überzeugenden künstlerischen Leistungen wegen kaum angemerkt hatte.