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Kulturforum Wernberg präsentiert Nürnberger „ensemble Kontraste"
Wernberg-Köblitz. Ihr Name ist ihnen Programm und Verpflichtung zugleich: Das „ensemble Kontraste" aus Nürnberg überzeugte am Sonntag im Foyer des Seminarhauses unterhalb der Burg Wernberg mit einem weit gespannten Programm von Klassik bis Moderne. Haydn und die vier großen B´s - Bach, Brahms, Bartok und Burkhardt - boten den Gästen einen interessanten stilistischen Querschnitt. Die qualitativ hochwertige Veranstaltung hätte allerdings mehr Resonanz als die Anwesenheit eines„ erlesenen Kreises" verdient.
Kammermusik aus der Feder Joseph Haydns, brav gespielt, ist nicht besonders aufregend. Doch was Flötistin Anke Trautmann, Cellist Cornelius Boensch und der aus Waldsassen stammende Pianist Stefan Danhof aus dem G-Dur Trio zauberten, war bemerkenswert. Frisch und frech, witzig bis in kleinste Details eröffneten sie den ersten Satz, formulierten in attraktiver Schönheit das Andante, und schlossen mit einem peppig aufbereiteten Finale, bei dem die tückischen schnellen Parallellinien sauber und kongruent glückten.
Neue gewinnende Eindrücke vermittelte die Flötistin anschließend bei Bachs Sonate Es-Dur, da sie nicht von einem Cembalo, sondern einer ätherisch-klangvollen Harfe, kunstfertig von Laurence Forstner-Beaufils gespielt, begleitet wurde. Der sizilianische Mittelteil wurde durch die geflötete Führungsstimme, unterlegt von Arpeggios zu einer romantischen Träumerei, und das Allegro erinnerte in seiner Lebhaftigkeit an festlich sprudelnde Wasserspiele.
Für starke Kontraste sorgte das gleichnamige Stück, das Bela Bartok 1938 für Benny Goodman geschaffen hat. Dem Pianisten standen Violinist Stefan Schardt und Klarinettist Eberhard Knobloch zur Seite, die für den dritten Satz jeweils zwei unterschiedlich gestimmte Instrumente benötigten, und hier den „fliegenden Wechsel" bei den folkloristisch-jazzigen Anforderungen beherrschen mussten. Alle neun Musiker vereinten sich unter Leitung von Stefan Hippe zur Aufführung einer reich besetzten Komposition des Kulturforumsvorsitzenden Helmut Burkhardt. Der erste Teil „Carl Orff" seiner Schöpfung „Ca-jo-an-we", die vor vier Jahren anlässlich eines Jubiläums in Tirschenreuth uraufgeführt wurde, bietet über dem Grundmuster eines Marimbaphons eine ungeheure Klangfülle von Streicher, Holz- und Blechbläsern, Harfe und Klavier. Wie ein drehendes Kaleidoskop aus bunten Splittern immer wieder neue Bilder in seinen Spiegeln reflektiert, so spielt die Komposition mit variablen Mustern, die einen bestimmten Rahmen jedoch niemals verlassen.
Lebhafter Applaus dankte Interpreten und Komponist für die außergewöhnlichen Klangeindrücke, bevor Brahms ruhig beseeltes Horntrio für einen harmonischen Abschluss sorgte. Hier stellte sich beeindruckend Hornist Reiner Schmitts vor, der über einen derart sanften Ansatz verfügt, dass er selbst das pianissimo der Violine noch unterbieten konnte. Brahms Trauerstück, gefüllt mit wehmütigen Erinnerungen an sein Elternhaus, das durch das Blasinstrument symbolisiert wurde, setzte einen idyllischen und makellosen Schlusspunkt, der beim Publikum große Anerkennung fand.