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Schloß Leitheim (DK) Gemäß der eigenen Sponsoring-Philosophie setzt Audi bei seinen mit dem BR veranstalteten Sommerkonzerten nicht allein auf die Zugkraft etablierter Stars, sondern bietet jungen, aufstrebenden Musikern, Interpreten wie Komponisten, ein wertvolles Präsentationsforum im Rahmen dieser Konzertreihe.
Ganz im Zeichen der Jugend stand heuer auch die Veranstaltung in Schloß Leitheim: Das Nomos-Quartett, eine inzwischen schon zu beachtlicher Reife und Reputation gelangte deutsche Quartettvereinigung sowie der Pianist Matthias Kirschnereit bestritten ein wegen der Publikumsnachfrage auf zwei Termine verteiltes Konzert, in dessen Mittelpunkt die Uraufführung eines vom Audi-Kulturfonds in Auftrag gegebenes Klavierquintett des jungen Kompo-nisten Helmut Burkhardt stand.
Im „Rahmenprogramm" fanden sich zwei Streichquartette von Haydn und Mendelssohn, die das Leistungsvermögen der Nomos-Leute ins rechte Licht rückten. Bei Haydns Quartett op. 50,6 (Beiname: Der Frosch) erwiesen sich Martin Dehning und Sonia-Maria Marks (Violinen), Friederike Koch (Viola) und Sabine Pfeiffer (Violoncello) als elanvolles, kraftvoll vorwärts musizierendes Ensemble, das markante Stimmenprofile und die deutliche Charakteristik Individueller Verläufe über Homogenitätsbestrebungen und Klangvereinheitlichungstendenzen stellt, das nicht ohne gewisse Schärfen die rhythmischen Akzente setzt und mit ungestümem Temperament Haydns Witz und Originalität nachspürt.
Der musikantisch schwungvolle Ansatz bekam Haydn recht gut, und die oft konzertant hervorgehobene erste Violine erfüllte die ihr zugedachte Rolle mit Bravour.
Auch in Mendelssohns letztem Quartett interessierte sich das Nomos-Quartett vorwiegend für die erregten und leidenschaftlichen Ausbrüche der Ecksätze, mehr für die schroffen Gegensätze und aufwallenden Emotionen als für die elegischen Trauermomente. So fesselten die furiose Darstellung der Allegrosätze und die unruhigen Synkopen des „Scherzo" ungleich mehr ais das „Adagio". Ebenfalls mit zupackender Entschlossenheit interpretierte der Pianist Matthias Kirschnereit Brahms' esMoll-Scherzo. Kirschnereit demonstrierte hierbei sein beachtliches pianistisches Potential ebenso wie seine energievolle Musikalität.
Überraschend einmütig und begeistert akklamierter Höhepunkt des Kammerkonzerts war jedoch die Uraufführung von Helmut Burkhardts Klavierquintett. Was im Gespräch des Komponisten mit seinem Mentorund Kollegen Franz Hummel nicht so recht gelingen wollte, die Originalität, Ausstrahlungskraft und Klangsensibilität des Audi-Auftragswerkes erfahrbar zu machen, wurde die fulminante Darbietung durch Kirschnereit und das Nomos-Quartett eindringlich klargemacht: Hier hat ein junger Komponist ein wunderbar stimmiges, atmosphärisch dichtes und klanglich aufregendes Stück geschaffen, das in der optimalen Fassung aus Spannung und Entspannung und in seiner Gestaltungsklarheit die enormen Möglichkeiten des 33jährigen Burkhardt andeutet.
Die an Messiaen gemahnenden Vogelrufe, das irisierende Flimmern der meist in hoher Lage geführten Streicher, das klug als Klangraum und Klangteppich genützte Klavier, dessen Saiten der Pianist gelegentlich auch zupfen muß, die vielschichtige, bis auf zwei kurze Soli konsequent synchron laufenden Verarbeitungen verschiedenster, manchmal etwas exotisch angehauchter Motive, die konzentrierte Bündelung aller Kräfte - all das war eindrucksvoller Beleg für eine ganze eigenwillige, hochrangige Auseinandersetzung eines Komponistentalents mit verblüffend eindeutigen, formal und klanglich überzeugenden Lösungen.
Vom Publikum gab es großen Beifall für Interpreten und den , Komponisten. Heinz Zettel