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Peter Seibert und Angelika Merkle musizieren Werke für Violoncello und Klavier
Wernberg-Köblitz. Das Kulturforum Wernberg-Köblitz hatte geladen, und so viele waren gekommen, dass noch Stühle hinzugestellt werden mussten. Alle Zuhörer erlebten einen Kammermusikabend von besonderer Qualität. Drei erlesene Kostbarkeiten großer Komponisten der Vergangenheit rahmten zwei nicht minder einzigartig geratene Stücke moderner Tonsetzer ein.
Schon die erste Takte der Sonate für Cello und Klavier G-Dur BWV 1027 von Johann Sebastian Bach erwiesen Peter Seibert als Meister seines Instruments und Angelika Merkle als sensible Mitinterpretin. Bach hat keinerlei Lautstärke-Bezeichnungen hinterlassen, demnach besitzen Interpreten die Freiheit, eine möglichst sinnvolle und intelligente Spielgestaltung zu wählen. So brachten beide Künstler den Adagio-Einleitungssatz eher verhalten in Tempo und Tonstärke dar, spielten auch das folgende Allegro nicht überhastet, aber ziseliert in durchsichtig feiner Tongebung.
Spezielle Charakteristik
Helmut Burkhardt hat seine einsätzige Cellosonate 1988 in den USA geschrieben. Der Oberpfälzer Komponist achtet auf seine ureigenste Weise darauf, den Streichinstrumenten eine spezielle Charakteristik in Klang und Rhythmik zuzuordnen. Gemäß Burkhardts Vorstellungen reichen demnach die Möglichkeiten des Cellos vom kräftigen Ton in der tiefen Lage bis zu hohen feinen Cantilene.
Und ebenso konzertieren Cello und Klavier in pointierten rhythmischen Nacheinander- und Gegeneinanderbewegungen. So wurde denn ein feuriger Sonatensatz in solch fesselnder Weise dargeboten, dass nicht nur die Zuhörer, sondern auch der anwesende Komponist sich herzlich für (las engagierte Musizieren bedankten.
Die „Arpeggione"-Sonate von Franz Schubert schloss sich an. Der Beginn des ersten Satzes erfordert zunächst vom Klavier, dann in der Themenübernahme vom Cello die vorwärtsdrängende Gestaltung einer zarten elegischen Melodie. Diese Spannung zu erzeugen und zu halten gelang den beiden Ausführenden hervorragend.
Auch in höchsten Lagen spielte Peter Seibert kantile zerbrechlich schöne Tonsequenzen. Das fiel vornehmlich im unendlichen Gesang des Adagios aus. Im sehr gehaltvollen Rondo wiederum überzeugten beide Künstler in der Gestaltung der für Schubert typischen Melodie als auch mit zwei virtuosen Erweiterungen, die den Satz zu einer abgerundeten genialen Einheit werden lassen.
Henri Dutilleux schrieb „Drei Strophen über den Namen Sacher" für Solo-Cello. Peter Seibert brachte die zerrissenen Tonmalereien der ersten Strophe mit ihren Flageoletts, Pizzicati oder col-legno-Passagen, gestaltete die Melodie der zweiten Strophe mit markigem Ton und bewältigte tadellos den Kraftausbruch der dritten Strophe. Die ungeheueren technischen Schwierigkeiten folgen dabei einer musikalischen Idee, auf deren Darstellung es Peter Seibert ankam.
Schließlich eines der ganz großen Werke für die Besetzung Cello und Klavier: die zweite Cellosonate F-dur op 99 von Johannes Brahms. Der herrische Beginn, in schwer verständlichem taktischen Duktus, wurde wie selbstverständlich in einem sehr zügigen und überzeugendem Tempo geboten. Partnerschaftlich das Zwiegespräch zwischen beiden Instrumenten im Adagio. Leidenschaftlich wurden gesangliche Schönheiten und dichte Akkorde des Satzes vorgetragen.
Ein zarter Ausklang
Im scharfem Gegensatz zwischen dem rastlos vorwärts drängenden Scherzo und dem gesangvollen Trio erklang der dritte Satz. Eher lieblich als wild, eher spielfreudig als düster das Finale. Als Zugabe eine Bearbeitung des „Wiegenliedes" von Brahms, schlicht und lieblich vom Cello dargeboten, einfühlsam vom Klavier begleitet. Ein zarter Ausklang eines fulminanten Konzertabends.