Presse
Elena Denisova und ihr Mann Alexei Kornienko gestalteten einen ungewöhnlichen Kammermusikabend
Schwandorf. Mut zur Moderne, Achtung vor der Avantgarde: Elena Denisova und Alexei Kornienko verabreichten beim Kammerkonzert im Künstlerhaus einige Dosen antipopulistischer Musikmedizin, die schon allein durch die Brillanz des Vortrages anregend wirkten. Auf dem abwechslungsreichen Programm standen zwei deutsche Erstaufführungen: Das die Grenzen herkömmlicher Hörgewohnheiten sprengende, sechsminütige Stück „senza " des in Wernberg lebenden 36jährigen Komponisten Helmut Burkhardt (wir berichteten) und das „Rondo für Violine und Klavier" des Amerikaners Michael Zajonc.
Die liebenswürdige, musikalisch ungemein feurige Elena Denisova und ihr Mann Alexei Kornienko gehören zu den selbstbewußten Mentoren zeitgenössischer Werke. Beide zählen zu den herausragenden Persönlichkeiten der internationalen Interpreten-Szene, wobei sich Alexei Kornienko nicht nur einen Namen als gefragter Pianist gemacht hat, sondern zwischenzeitlich auch erfolgreich als Dirigent tätig ist. In der Kebbel-Villa spielte er am Flügel auf der Klaviatur der Gefühle und des Intellekts - die elegische Romantik Schuberts setzte er ebenso um wie Brahms' strenge Verve und Prokofievs emotionale Aufgewühltheit.
Geigerin Elena Denisova hat zwischenzeitlich ein besonderes kreatives Verhältnis zu Helmut Burkhardt. Der Oberpfälzer hat für die Wienerin mit der russischen Heimat bereits zwei Stücke geschrieben. Auch andere Komponisten lassen für die Virtuosin ihre Ideen sprudeln. Der Österreicher Dieter Kaufmann beispielsweise, von dem es zum Ende des Konzerts einen manchmal sehr melancholischen, fast immer aber die Konventionen des Genres überwindenden „Westöstlichen Walzer", das Praline des Abends, zu hören gab.
Ohne die Güte der anderen Programmpunkte schmälern zu wollen war doch Prokofievs f-MollSonate Nr. 1 der Höhepunkt des gut zweistündigen Konzerts. Das lag nicht an den Vortragenden. Kornienko interpretierte Schuberts Quatre impromtus für Klavier (op. 90) so tänzelnd, so verhallend und so eruptiv, wie es wohl kaum besser geht. Und auch Brahms' Sonate op. 180 d-Moll für Violine und Klavier kam so sehnsuchtsvoll und nervös daher, wie es der Komponist intendiert hatte. Aber Prokofievs erschütternde Sonate stellte dies alles in den Schatten. Wie ein wilder Nachtritt beschwor die Musik starke, verstörende Gefühle ohne Pathos.