Presse
Max-Reger-Tage mit lebendigen Oberpfälzer Komponisten und der Prise Patriotismus wie ihn schon Reger pflegte
Weiden. Oberpfälzer Tonsetzer standen am Freitagabend auf dem Programmzettel, ja sogar auf der Bühne: Es gibt also doch lebende Komponisten, beispielsweise Ralf Riedl, Helmut E Fenzl, Helmut Burkhardt. Ernst Kutzer ist 2008 verstorben. Er, der bescheidene Kirchenmusiker, Komponist, Rektor mit seinem unernsten, verschmitzt-trockenem Humor ist bei vielen unvergessen. Bei den ausgewählten Stücken darf sich immer wieder der Kontrapunkt verzweigen, die einfache Rhythmik und der gut durchhörbare Tonsatz sorgen ja für Klarheit. Kutzer war kein Freund von romantischem Pathos, auch seine Lieder halten noble Distanz zum Text. Obgleich routiniert vorbereitet, ging die Mezzosopranistin Adriana Grekova Kutzers Lieder oft zu opernhaft an, als müsse sie und der arg massig zupackende Pianist Todor Petrov auch die Max-Reger-Halle und nicht nur den Rathaussaal beschallen. Wegen zu weich gesprochenen Konsonanten und der gleichartig gefärbten Vokale war die Textverständlichkeit nicht immer gewährleistet. Den emotionaleren Liedern Burkhardts wurde dieser Interpretationsansatz besser gerecht.
Ralf Riedl ist in den Nebelwäldern am Fischerberg offenbar der Nymphe Syrinx mit ihrer Flöte begegnet. Ihre Stimme kennen wir dank Debussy, der sie 1913 traf. Zum sicheren Geleit durch die Oberpfalz bekam sie ein impressionistisch arpeggierendes Klavier (unerschrocken: Eva Herrmann) beigestellt. As suggestive Flötenfee: Ursula Kirchhoff.
Helmut Burkhardt hat für seinen oberpfälzischen Liederzyklus Gedichte von Margret Hölle ausgewählt. Sie zeichnet darin idyllische Miniaturen früherer heiler Zeiten, aber auch den schockierenden Angriff von 1945 auf Neumarkt. Burkhardt identifizierte sich intensiv mit den Textaussagen und schuf differenzierte wie ausdrucksstarke Stimmungsbilder, die den Text überhöhen und unter die Haut gehen.
Helmut E Fenzl beruft sich nicht auf traditionelle Formprinzipien. So überzeugend wie überlegen spielte Mari Kimura das „Seria Mobile" (2002), dessen Motorik, Ostinati und Unisoni einfach keine Ruhe geben wollen, schon fast wie bei Nancarrows Player-Piano-Musik. „La Scala" (1999) versteht sich als Klangetüde über die 12 Intervalle von Prim bis zur Oktave. Bleifuß aufs rechte Pedal, die Klaviatur rauf und runter, und nie die schwärzesten Bässe vergessen! Spätestens ab den Terzen hatte man das Prinzip verstanden.
In Treue fest den abgrundtief durch-grummelnden Bässen und dem rechten Pedal bleiben auch die spannenden Psychogramme des dreiteiligen „Prisma" (2004) für zwei Spieler, einem Klavier und drei Klarinetten. Souverän: Matthias Mauerer.
Die Reger-Tage unter dem Motto „ohne Worte" blieben an dem Abend also ohne Reger, aber mit Worten. Als Dreingabe eine treuherzige Prise Oberpfälzer Patriotismus (Margret Hölle), wie ihn schon Reger pflegte.